Vor vier Tagen war ich noch 69 ... Trotzdem durfte ich an besagtem 17. Juli eine Geburtstagsüberraschung erleben, die mir zuerst nur Staunen ... dann berührende Tränen und schließlich ein herzliches, inneres Lachen bescherte. Und das alles verdanke ich meiner 94jährigen Mutter, die - trotz recht beachtlicher körperlicher Mobilität - seit ein paar Monaten in der Pflegestation eines Seniorenheims wohnt. Der Geist ... das Denken ... die Zeit ... Tag, Monat, Jahr ... das alles scheint nicht mehr so wichtig zu sein, wie früher ... und das ist gut so.
Ich sah sie schon im Foyer sitzen, als ich die Glastür zur Station öffnete: "Hallo Mütterchen!" Zu mehr Begrüßungsworten kam ich nicht, weil Mütterchen FAST aus ihrer sitzenden Position aufsprang und mir entgegen wollte! G`schwind hab ich noch den Rollator zu ihr gerollt - doch anhalten wollte - oder besser gesagt - KONNTE sie sich nur mit einer Hand, da sie in der anderen zwei gelbe Kunstrosen hielt, die in ein Papiertaschentuch gewickelt waren: "ALLES ALLES GUTE ZUM 70!!" strahlte Mütterchen mich an und fiel in meine Arme. Lange haben wir uns fest gehalten ... Dann ich: "Ja aber ... bitte ... woher hast du denn
die Rosen??" Es sei kurz angemerkt, dass es hier auf der Station keine Möglichkeit gibt, etwas zu besorgen oder zu kaufen, abgesehen davon, dass in Mutter`s Geldbörse nur ein paar Münzen sind. Auch das ist gut so. Also noch einmal: "Mütterchen, wie bist du zu diesen schönen Rosen gekommen?" Verschmitzte Antwort prompt: "Na dort am Gang steht doch ein großer Strauß schon die ganze Zeit! Da bin ich hin gegangen und habe zwei heraus gerissen zum 70!" "Und dabei hat dich niemand gesehen? Keine Schwester? Kein Pfleger?"
Ich konnte es kaum glauben! Meine Mutter stiehlt für mich Rosen zum 70! Doch wenn ich so nachdenke ... stimmt`s! Meine Mutter wusste sich immer schon selbst zu helfen - egal, wie schwierig, verrückt oder aussichtslos die Lage erschien.
"Die Stengel waren zu lang! Es war gar nicht leicht, sie umzubiegen! Ich hab doch kein Gefühl in den Fingern!" schimpfte Mutter noch eine Weile vor sich hin, während ich sie ganz lange und ohne Worte umarmte.
Meine zwei gelben Rosen können niemals verblühen!
Danke Mütterchen.
PS Ich habe mich an die Worte meiner Mutter gehalten, damit die Geschichte authentisch bleibt.
Eigentlich müsste es ja heißen: Zum 70er!
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Christine (Samstag, 22 Juli 2017 12:33)
Liebe Christa, das ist eine wirklich berührende Geschichte... gestiebitzte Rosen für dich! Die sind ja nun doppelt wertvoll, denn die Idee allein verdient ja schon eine "römische Eins".
Diese Rosen werden dich noch ewig an dein Mütterlein erinnern und an deinen runden Geburtstag. Sie sind übrigens wunderschön und, zumindest auf dem Foto, kaum von echten Exemplaren zu unterscheiden.
Alles Liebe -Christine
Roswitha Rhomberg (Samstag, 22 Juli 2017 12:44)
Hallo liebe Christa! ... ich lese (und spüre es auch) seit einiger Zeit immer wieder, daß sich die alten linearen Zeitlinien, die mit alten Mustern behaftet sind, in Auflösung befinden und wir uns dann auch mehr unserer ursprünglichen Mehrdimensionalität bewußt sind - Richtung Neue Zeit und Schöpfertum >>> na bitte sehr !! deine Mutter mit den Rosen zum besten von allen ist da einfachChristamäßig schon mal vorausgereist ... So schöne bestätigende G´schichte, was und daß alles möglich ist und noch mehr wird ... Herzensgrüße an euch beide ... Roswitha und die Tiere
Sonja (Mittwoch, 02 August 2017 15:32)
Liebe Christa,
im Nachhinein (ich hoffe das gilt noch!!) die allerbesten Glückwünsche zum Geburtstag.
Dass deine Mama dich mit Rosen verwöhnt hat ist so lieb und so berührend, ich freu mich für dich dass ihr euch so nah seid! Wie wundervoll.
Ich wünsch dir alles, alles Gute, bleib so ein lustiger Sonnenschein.
Liebe Grüße
Sonja